Stabiles Hoch am Konjunkturhimmel

„Zwar sind keine weiteren Höhenflüge zu erwarten, doch bleibt der Positivtrend aufgrund des guten Konsumklimas sehr stabil. Allerdings stoßen immer mehr Betriebe an ihre Kapazitätsgrenzen“

© Detlev Müller

Viel Zufriedenheit kennzeichnet die Lage der über 16.100 Handwerksbetriebe im Kasseler Kammerbezirk. „Zwar sind keine weiteren Höhenflüge zu erwarten, doch bleibt der Positivtrend aufgrund des guten Konsumklimas sehr stabil. Allerdings stoßen immer mehr Betriebe an ihre Kapazitätsgrenzen“, kommentierte der Präsident der Handwerkskammer Kassel, Heinrich Gringel, die aktuelle Herbstumfrage. Im Befragungszeitraum Juli bis September zeigt sich die Entwicklung der Hand-werkskonjunktur als sehr solide.

Das Geschäftsklima im Kasseler Kammerbezirk bleibt auf sehr hohem Niveau von aktuell 122,1 Punkten. Die Entwicklung ist sowohl bei der aktuellen Geschäftslage wie auch bei den Erwartungen sogar noch etwas günstiger als im Vorjahr. 52,8 Prozent (Vj.: 45,9 Prozent) der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, weitere 37,1 Prozent (Vj.: 40,6 Prozent) mit „befriedigend“. Für die nächsten drei Monate bleiben die Handwerker sehr zuversichtlich, trotz der kommenden kalten Jahreszeit: 15,7 Prozent erwarten sogar eine weitere Verbesserung der aktuellen Lage, 73 Pro-zent gehen von gleichbleibenden Ergebnissen aus. „Die Handwerkskonjunktur lässt sich trotz der aktuellen Negativmeldungen (Handelskonflikte, Zinswende, Ölpreis, Italienkrise) nicht erschüttern, die inländische Konsumnachfrage ist stabil, für weitere Wachstumsspielräume sehen wir jedoch aktuell wenig Chancen“, kommentierte Gringel die Zahlen.

Haupttreiber der guten Konjunktur bleiben das Baugewerbe und die industriellen Zulieferer. Hohe Zufriedenheitswerte gab es auch im Gesundheits- und Nahrungsmittelgewerbe, während die Sorgenfalten im Kfz-Gewerbe allerdings immer größer werden. Die Negativauswirkungen des Dieselskandals werden zunehmend spürbarer.

Sehr hohe Betriebsauslastung und mehr Personaleinstellungen

Die Auftragslage in den Betrieben bleibt überdurchschnittlich gut: 8,5 Wochen betrug die aktuelle Auftragsreichweite Ende September. Zwar sind die Auftragsbücher in den Betrieben etwas weniger gefüllt als im Vorquartal (9 Wochen), doch bedeutet das nach wie vor sehr lange Wartezeiten für die Kunden. Viele Betriebe aus dem Ausbaugewerbe sind bis Ende des Jahres komplett ausgelastet. Die Ordereingänge bleiben auf ihrem Wachstumskurs, jeder fünfte Betrieb konnte hier weitere Zuwächse verbuchen.

Die Umsätze der Betriebe sind im Berichtsquartal ebenfalls weiter gestiegen: Mehr als jeder vierte der Befragten (25,5; Vj.: 22,9 Prozent) berichtet von Erlössteigerungen, während 16 Prozent (Vj.: 20,5 Prozent) Rückgänge verbuchen mussten. Sorgenfalten gibt es hinsichtlich der Produktionskapazitäten: Nicht weil sie zu niedrig sind, sondern weil sie zunehmend an ihre Grenzen stoßen, vier von zehn Betrieben sind voll ausgelastet und die durchschnittliche Betriebsauslastung im Gesamthandwerk stieg auf einen Rekordwert von 82,3 Prozent (Vj: 78,6 Prozent).

Die guten Zahlen haben positive Auswirkungen auf die Beschäftigtenentwicklung im Kasseler Kammerbezirk: Insgesamt jeder fünfte Betrieb (20,1 Prozent) hat sein Personal im Berichtszeitraum weiter aufgestockt, während 70,2 Prozent ihren Beschäftigtenstand gehalten haben.

Entwicklung der einzelnen Handwerksbranchen:

Bauhauptgewerbe: Die Konjunkturlokomotive (neben dem Ausbaugewerbe) bleibt auf Kurs (Geschäftsklima: 132,3 Punkte). Die Auftragsreichweite liegt bei über 10 Wochen. Für das kommende Quartal sind allerdings Rückschläge zu erwarten.

Ausbaugewerbe: Viel Zufriedenheit auch im Ausbaugewerbe. Die Konsumnachfrage bleibt wegen der niedrigen Zinsen auf extrem hohem Niveau. Das Geschäftsklima liegt bei 133,5 Punkten. Die Betriebsauslastung bei über 90 Prozent!

Gewerblicher Bedarf: Weiterhin gute Geschäfte auch bei den industriellen Zulieferern (GK: 127,5 Punkte). Sie profitieren von der anhaltend hohen Industrieproduktion. Allerdings sinkt der Optimismus etwas.

Kfz-Gewerbe: Große Sorgenfalten in den Gesichtern: Die Betriebe zeigen sich sehr unzufrieden und die Lage wird schlechter eingeschätzt als im Vorjahr. Der
nicht enden wollende Dieselskandal hinterlässt tiefe Spuren (GK: 94,5 Punkte. 27 Prozent klagen über schlechte Geschäfte.

Nahrungsmittelgewerbe: Der Trend zeigt deutlich nach oben. Viel Zufriedenheit bei den Bäckern und Fleischern, weitere Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Geschäftsklima von 125,3 Punkten über dem Durchschnitt der Branchen.

Gesundheitsgewerbe: Umsätze und Auftragseingänge sind gestiegen, die Zu-friedenheit auch (GK: 124,8 Punkte). 88 Prozent berichten über eine gute bzw. befriedigende Geschäftslage, Erwartungen bleiben zuversichtlich.

Personenbezogene Dienstleistungen: Mit einem Geschäftsklima von 104,8 Punkten liegen die Friseure, Fotografen und Kosmetiker auf dem ordentlichen Niveau des letzten Jahres. Wenn auch deutlich unter dem Branchenschnitt, so überwiegt doch die Zufriedenheit. Die Erwartungen bleiben nach oben gerichtet.


Ansprechpartner für Redaktionen: 
Dr. Matthias Joseph / Öffentlichkeitsarbeit und Volkswirtschaft
E-Mail: matthias.joseph@hwk-kassel.de

Die komplette Analyse kann unter www.hwk-kassel.de/ueber-uns/konjunkturbericht
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