Potenziale erschließen – Kassel ist Pilotkammer

27.4.21 | Inklusion: Unser neues Beratungsangebot unterstützt und begleitet, Menschen mit Behinderung in den Betrieb zu integrieren

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Die Corona-Pandemie führt es uns allen vor Augen: Man erkrankt schwer und von jetzt auf gleich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Aber nicht nur eine Krankheit sondern auch Unfälle können dazu führen, dass das Leben von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf gestellt wird. Eine Katastrophe für alle unmittelbar Betroffenen.

Angesichts der Tatsache, dass Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt schwer bis gar nicht zu finden sind, kann ein solcher Unglücksfall aber auch Arbeitgeber hart treffen. Denn sie verlieren so unter Umständen qualifizierte, erfahrene Mitarbeiter und damit langjähriges Knowhow. Das muss aber nicht der Fall sein, denn oft gibt es zahlreiche Möglichkeiten, behinderte Mitarbeiter sinnvoll in den Betriebsalltag einzugliedern. Darüber hinaus kann die Beschäftigung behinderter oder schwerbehinderter Menschen auch für Handwerksbetriebe ein wichtiger Baustein in der Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs sein.

Deshalb hat die Handwerkskammer Kassel gemeinsam mit dem Integrationsamt des Landeswohlfahrtsverbands (LWV) Hessen ein Beratungsangebot geschaffen, das Handwerksunternehmen dabei unterstützt und begleitet, Menschen mit Behinderung in den Betrieb zu integrieren. »Wir freuen uns, dass wir unsere Betriebe auch auf diesem Weg bei der Sicherung ihrer Fach- und Nachwuchskräfte unterstützen können«, begrüßt Jürgen Müller, Hauptgeschäftsführer der Kammer, die neue Kooperation. »Angesicht der großen Nachfrage nach Personal gilt es, möglichst viele Wege zu beschreiten und sich so viele Optionen zu eröffnen.«

In Abstimmung mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration bezuschusst das LWV Hessen Integrationsamt das dreijährige Projekt, das hessenweit umgesetzt werden soll, bei den Personalkosten. Geplant sind Kooperationen mit möglichst allen Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern in Hessen, um dort Fachberatungen für Inklusion zu etablieren. Damit ist die Handwerkskammer Kassel Pilotkammer in diesem Projekt.

In Zusammenarbeit mit dem Integrationsamt des LWV wird die Kammer also die Eingliederung und dauerhafte Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung in ihre Mitgliedsbetriebe fördern. Als Fachberaterin für Inklusion wechselte Monika Beister, bisher technische Beraterin im Team der Betriebsberatung der Kammer, deshalb am 1. April auf die von beiden Institutionen geschaffene und finanzierte Stelle. Für sie wird es neben der Integration bei schon bestehenden Arbeitsverhältnissen auch darum gehen, Menschen mit Schwerbehinderung die Arbeit oder Ausbildung in einem Handwerksbetrieb zu ermöglichen.

»Es geht darum, die Potenziale behinderter Menschen für die Handwerksbetriebe zu erschließen«, erläutert Thomas Niemann, Leiter des LWV Hessen Integrationsamtes. Beister ergänzt: »Oft ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, welche besonderen Fähigkeiten diese Menschen mitbringen, wie einfach es sein kann, sie in den Arbeitsalltag zu integrieren und welche Bereicherung sie für die gesamte Belegschaft sind.«

Die Schaffung von Arbeitsplätzen für schwerbehinderte Menschen wird nicht nur von der konjunkturellen Lage, deren Schwankungen die Mitgliedsunternehmen unterworfen sind, sondern auch von Vorbehalten gegenüber der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen an sich beeinflusst. Deshalb stehen Information und Beratung der Betriebe über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, für Beister ganz oben an. Dabei geht es vor allem um technische, beziehungsweise organisatorische Gestaltungs- und finanzielle Fördermöglichkeiten, zum Beispiel das Hessische Perspektivprogramm zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen schwerbehinderter Menschen (HePAS).

Dazu gehört auch die Hilfe bei der Suche geeigneter Bewerberinnen und Bewerber. Auch die Akquise von Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für schwerbehinderte Menschen sowie die Unterstützung bei der Geltendmachung und Umsetzung zustehender Nachteilsausgleiche im Rahmen der Ausbildung ist Teil ihrer Aufgaben. Weiter unterstützt Beister die Betriebe bei der Beantragung von Förderleistungen zur Eingliederung und Beschäftigung schwerbehinderter Menschen bei den Rehabilitationsträgern und dem Integrationsamt. Schließlich zählt auch die Beratung über technische Unterstützungssysteme (Assistenzsysteme) in Verbindung mit dem technischen Beratungsdienst des Integrationsamtes zu ihren Arbeitsschwerpunkten.

»Ich freue mich auf die neue Arbeit und die Kontakte zu den Betrieben, die jetzt unter einem ganz anderen Vorzeichen stehen«, beschreibt Beister ihren künftigen Arbeitseinsatz.

Ansprechpartnerin: Monika Beister, Fachberaterin für Inklusion, Tel. 0561 7888-159

Das Beratungsangebot finden Sie auf unserer Seite Inklusion.