Konjunkturumfrage Herbst 2021 Konjunktur im Handwerk überwiegend positiv

Die Stimmung im heimischen Handwerk hat sich weiter leicht ver-bessert. Der Geschäftsklimaindex ist im Berichtsquartal auf einen Wert von 111,6 Punkten gestiegen.

© Detlev Müller

»Der im Frühjahr begonnene Erholungsprozess im nord-, ost- und mittelhessischen Handwerk hat sich auch im dritten Quartal fortgesetzt. Anlass zur Sorge sind allerdings die deutlichen Preissteigerungen und Lieferengpässe sowie die sich eintrübende Gesamtkonjunktur. Auch konnten nicht alle Handwerksbranchen von der guten Entwicklung profitieren«, kommentierte Präsident Frank Dittmar die Ergebnisse der jüngsten Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Kassel, die bei 820 Mitgliedsbetrieben durchgeführt wurde.

Die Stimmung im heimischen Handwerk hat sich weiter leicht ver­bessert. Der Geschäftsklimaindex ist im Berichtsquartal auf einen Wert von 111,6 Punkten gestiegen. Damit lag er 2,4 Punkte höher als vor zwölf Monaten (109,2 Punkte). Der Anstieg war vor allem auf die bessere Lageeinschätzung der Betriebe zurückzuführen. Insgesamt 82,5 Prozent der Befragungsteilnehmer zeigten sich mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Fast jeder zweite Betrieb (47,4 Prozent; Vorjahr: 44,1 Prozent) bewertete sie mit gut, weitere 35,1Prozent (VJ: 39 Prozent) mit befriedigend. Andererseits gaben immer noch 17,5 Prozent der aktuellen Situation schlechte Note (VJ: 16,9 Prozent). Die Ge­schäftserwartungen der Betriebe sind leicht verhalten, was nicht nur mit der bevorstehenden kalten Jahreszeit zu tun hat: 13,9 Prozent erwarten bis Ende des Jahres eine Verbesserung der Lage, während 18,1 Prozent eine Verschlechterung befürchten.

»“Leider sind die Branchenunterschiede auch im aktuellen Herbst­quartal sehr groß. Viel Unzufriedenheit gibt es nach wie vor im Gewerbe für personenbezogene Dienstleistungen, zu dem beispielsweise die Friseure und Kosmetiker gehören, die unter den hohen Hygienestandards in Folge der Corona-Epidemie leiden. Auch bei den Kfz-Betrieben, die einer sehr verhaltenen Nachfrage gegenüberstehen, ist die Unzufriedenheit groß. Einen deutlichen Stimmungseinbruch gibt es auch bei den industriellen Zulieferern. Hintergrund ist hier die schwächelnde Industrieproduktion, die sich im Zulieferhandwerk deutlich bemerkbar macht,« schränkt Dittmar die konjunkturelle Entwicklung im Handwerk ein.

Alle übrigen Branchen haben wenig Grund zur Klage, im Gegenteil: Der Positivtrend bei den Gesundheitshandwerken hält an und auch die Bäcker und Fleischer (Nahrungsmittelhandwerk) zeigen sich wegen der guten Nachfragesituation zufrieden. Das Bau- und Ausbaugewerbe hat dagegen schon wieder sein Vorkrisenniveau erreicht. Die Auftragslage bleibt auf sehr hohem Niveau, die Betriebsauslastung ist bei vielen Betrieben im Grenzbereich.

Quer durch alle Branchen verlief die Umsatztätigkeit in den Betrieben sehr zufriedenstellend, jeder vierte Betrieb meldete Zuwächse bei den Erlösen. Die Auftragseingänge, der wichtigste Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung, legten gegenüber dem Vorjahr ebenfalls zu. Auch die durchschnittliche Auftragsreichweite hat sich auf neun Wochen ausgedehnt (VJ: 8,1 Wochen), was für den Kunden allerdings längere Wartezeiten bedeutet. Im Baugewerbe liegen die Auftragsreserven sogar bei nahezu 12 Wochen.

Mit der größeren Nachfrage stieg die Auslastung: Die durchschnittliche Betriebsauslastung liegt aktuell bei 80,9 Prozent (VJ: 77,8 Prozent), fast 40 Prozent der Betriebe sind voll ausgelastet, andererseits melden 17 Prozent eine Auslastung von unter 60 Prozent.

Große Sorgen macht nach wie vor die aktuelle Preisentwicklung. Die Einkaufspreise für Rohstoffe, Vorprodukte und Energie haben auch im Berichtsquartal zugelegt. Knapp 70 Prozent der Befragten berichten von steigenden Preisen, im Baugewerbe sind es sogar deutlich mehr.

»Im Ergebnis fallen die Geschäftserwartungen unserer Handwerksbetriebe nur vorsichtig optimistisch aus. Einerseits sind in vielen Betrieben die Auftragsbücher gut gefüllt, andererseits gibt es negative Konjunkturimpulse durch hohe Preissprünge, Materialknappheit, Lieferengpässe sowie Produktionsprobleme in der Industrie. Sollte es hier nicht einen baldigen Stopp dieser Entwicklung geben, kann es zu einem schnellen Ende der aktuell guten Konjunktur kommen - und zwar über alle Handwerksbranchen hinweg«, bilanziert Dittmar die Herbstumfrage der Kammer.

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