Handwerks‐Ausbildung ist Basis einer echten Bildungskarriere

Zur Veröffentlichung des Ausbildungsreports der DGB‐Jugend nimmt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Stellung.

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„Die Zukunftsaussichten im Handwerk waren selten so gut wie heute. Eine Ausbildung im Handwerk legt die Basis für eine echte Berufs‐ und Bildungskarriere. Noch gut 33.000 freie Ausbildungsplätze in den Handwerksbetrieben bedeuten für alle, die in den vergangenen Wochen ihren Schulabschluss gemacht haben, noch gut 33.000 sehr gute Chancen auf eine berufliche Ausbildung und daran anschließende zahlreiche Fort‐ und Weiterbildungsoptionen.

Das Handwerk bietet in seinen mehr als 130 Ausbildungsberufen für jede und jeden unterschiedlichste Möglichkeiten, Talente und Fähigkeiten einzubringen, sich vielfältige Kenntnisse anzueignen, neue Ideen zu entwickeln und durchzustarten.

Der Erfolg einer Ausbildung ist umso höher, je besser der Ausbildungsberuf zu den Interessen und Talenten der jungen Menschen passt. Damit Schülerinnen und Schüler den für sie geeigneten Ausbildungsberuf finden können, brauchen wir flächendeckend eine Berufsorientierung, vor allem an Gymnasien, die immer auch über die Vielzahl an Handwerksberufen und über die berufliche Bildung und deren Fort‐ und Weiterbildungsoptionen informiert. Es gibt viele gute Beispiele schulischer Initiativen, aber häufig haben Schülerinnen und Schüler während ihrer gesamten Schulzeit kaum Berührungspunkte mit handwerklichen Berufen.

Besonders an Gymnasien erfahren sie von den vielfältigen Handwerksberufen, den möglichen Bildungsabschlüssen und Karriereoptionen bis hin zu Unternehmensgründungen und Betriebsübernahmen häufig gar nicht oder nur unzureichend. Dabei ist gerade im Handwerk eine Bildungs‐ und Berufskarriere möglich: Wohl in kaum einem anderen Wirtschaftsbereich kann man schon so jung seine eigene Chefin oder sein eigener Chef werden und einen Betrieb leiten. Wer sich beruflich und persönlich entwickeln möchte, wer gleichzeitig eine sinnstiftende und zukunftssichere Tätigkeit sucht, der ist im Handwerk genau richtig. Junge Menschen können diese Berufswahl aber nur treffen, wenn sie auch die dafür nötigen Infos haben.

Wegen des großen Fachkräftebedarfs geben Betriebe immer häufiger auch deutlich schwächeren Jugendlichen eine Ausbildungschance. Damit junge Menschen eine Ausbildung erfolgreich absolvieren können und nicht an Sprach‐ oder Rechenschwierigkeiten scheitern, müssen die erforderlichen Sprach‐ und Kernkompetenzen vor der Ausbildung vermittelt werden. Dabei gilt es insbesondere, die durch jüngste Studien belegten Lernlücken zu schließen und die Folgen der Pandemie‐bedingten Schulschließungen zu kompensieren. Zudem müssen die Unterstützungsangebote, die es im Ausbildungsbereich gibt, bei Auszubildenden und Kleinst‐ und Kleinbetrieben besser bekannt gemacht werden: Die Instrumente Einstiegsqualifizierung und Assistierte Ausbildung flexibel (AsAflex) sind flächendeckend anzubieten, verstärkt zu bewerben und anzuwenden. Um Ausbildungsabbrüche zu verhindern, ist vor allem das erfolgreiche ehrenamtliche Mentorenprogramms VerA über die aktuelle Förderperiode hinaus zu verstetigen.

Auch bei der Digitalisierung der Ausbildung ist eine bessere Unterstützung von Klein- und Kleinstbetrieben wichtig: Die Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt und das Handwerk der Zukunft müssen weiter gestärkt werden. Dafür kommt im kleinbetrieblichen Handwerk den rund 600 handwerklichen Berufsbildungsstätten eine Schlüsselrolle zu. Als Transferplatz für neue Technologien können sie aber nicht nur aus den Eigenmitteln des Handwerks auf dem neusten Stand der Technik gehalten werden: Bund und Länder müssen langfristig angemessene Investitionsmittel bereitstellen, damit Auszubildende und junge Fachkräfte in den Berufsbildungsstätten weiterhin modern und zukunftsorientiert qualifiziert werden können.“

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