Handwerk weiter stabil

"Der Ausblick in die Zukunft ist zuversichtlich, die Betriebe erwarten für den weiteren Jahresverlauf weiter gute Geschäfte" so Kammerpräsident Heinrich Gringel.

© HWK Kassel / Scholz

„Im nord-, ost- und mittelhessischen Handwerk läuft die Konjunktur weiterhin rund und die Stimmung der Betriebe bleibt gut. Die Auftragsbücher sind voll und die Auftragseingänge steigen wieder“, beschrieb Heinrich Gringel, die aktuelle Lage des Handwerks anlässlich der 134. Vollversammlung der Handwerkskammer Kassel im Berufsbildungszentrum Kassel. „Auch der Ausblick in die Zukunft ist zuversichtlich, die Betriebe erwarten für den weiteren Jahresverlauf weiter gute Geschäfte“, so der Kammerpräsident. Aufgrund dieser positiven Entwicklung prognostiziert die Kammer eine Umsatzsteigerung in diesem Jahr von 3,0 Prozent für das Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen.

Eine Erholung im wirtschaftlichen Bereich, so Gringel weiter, sei aber trotz der guten Lage noch nicht eingetreten, da im Handwerk nach wie vor ein harter Wettbewerbsdruck herrsche. Inzwischen mache sich zudem auch die demografische Entwicklung und der langanhaltende Trend zur akademischen Bildung, vor denen das Handwerk schon lange warne, gravierend bemerkbar: Bereits zu Jahresbeginn, der in der Regel saisonal bedingt konjunkturell schwächer ausfällt, seien die Kapazitäten bei mehr als jedem vierten Handwerksbetrieb voll ausgelastet gewesen.

Vor diesem Hintergrund sei es erfreulich, dass die Kammer 2017 wieder einen Zuwachs bei den neu eingetragenen Lehrverträgen verzeichnen konnte. „Auch für dieses Jahr verzeichnen wir bislang ein Plus von 3,5 Prozent und hoffen, dass die Bilanz auch am Jahresende positiv ist“, so der Kammerpräsident. Dennoch blieben so viele Lehrstellen unbesetzt wie nie zuvor. Also appellierte der Kammerpräsident an die Handwerksbetriebe, sich weiterhin stark in der Ausbildung zu engagieren. „Das ist dringend notwendig, denn wir brauchen unbedingt mehr junge Menschen, die sich für das Handwerk begeistern.“

Deshalb werbe das Handwerk verstärkt mit seinen vielfältigen und attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten, die Fachkräften auch ohne Studium eine Karriere ermöglichten, bei Abiturienten und Studienabbrechern. Das Handwerk bemühe sich auch darum, leistungsschwächere junge Menschen auszubilden. „Nach wie vor kümmern wir uns darum, dass ausbildungswillige und ausbildungsfähige junge Menschen und Betriebe, die Nachwuchs suchen, zusammenfinden.“

Mittlerweile trage der Einsatz der Projekte Passgenaue Besetzung und Willkommenslotse Früchte. So haben im vergangenen Jahr beispielsweise 257 junge Menschen mit einem Fluchthintergrund eine Ausbildung im Handwerk begonnen. Dennoch machte Gringel darauf aufmerksam, dass das Handwerk weiterhin auf die Unterstützung durch Bund und Land angewiesen sein, um sowohl schwächere Jugendliche als auch Flüchtlinge erfolgreich auszubilden.

Zu den weiteren Herausforderungen, die der Kammerpräsident auf die Betriebe zukommen sieht, gehören die Digitalisierung im Handwerk sowie der Erhalt der ländlichen Regionen als attraktiven Lebensraum. Weiter monierte Gringel die Ausweitung der von EU auf den Weg gebrachten Tachographenpflicht, die ein herber Schlag für kleine und mittlere Handwerksbetriebe sei und zusätzliche bürokratische Belastungen und konkrete Einschränkungen in deren Mobilität bedeute. Aber auch die Einführung von Fahrverboten für ältere Dieselfahrzeuge, die nun in einigen Städten möglich ist, sowie die Blaue Plakette, die immer noch nicht vom Tisch ist, bereiten dem Handwerk Sorgen.

Die Entwicklung der Betriebe in Nord-, Ost- und Mittelhessen sei stabil verlaufen, vermeldete Hauptgeschäftsführer Jürgen Müller in seinem Jahresbericht 2017. Ende vergangenen Jahres lag die Zahl der kammerzugehörigen Betriebe bei 16.126 (16.084 in 2016), was einen leichten Zuwachs von 42 Betrieben bedeutet. Dazu passt, dass auch die Zahl der Beschäftigten (von 90.500 auf 91.500) sowie der von den Betrieben erwirtschaftete Umsatz (von 8,5 auf 8,8 Milliarden Euro) etwas angestiegen sind. Auch die Zahl der Existenzgründungen erhöhte sich und stiege wieder von 856 auf 913 an. Gemessen an der Gesamtzahl der Betriebe entspricht das einer Gründerquote von 5,5 Prozent (2016: 5,3 Prozent).

Auch Müller bezeichnete es als erfreulich, dass sich auch die Zahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge wie schon 2016 erhöht hat. Hatten 2016 2.674 junge Menschen mit einer Ausbildung im Handwerk begonnen, wuchs ihre Zahl 2017 auf 2.797 an, ein Plus von 123 Verträgen oder von 4,6 Prozent. Auch über alle drei Lehrjahre hinweg stieg die Zahl der angehenden Handwerkerinnen und Handwerker von 7.221 auf 7.304, was einen Zuwachs von 83 Verträgen oder 1,1 Prozent bedeutet. „Diese Zahlen zeigen, dass unsere Betriebe in ihren Ausbildungsanstrengungen nicht nachlassen und die Arbeit der Projekte der Kammer Erfolge zeigen.“

Anschließend genehmigte die Vollversammlung die Jahresrechnung. Sie belief sich 2017 auf 13,2 Millionen Euro inklusive der im vergangenen Jahr im Bildungszentrum Kassel getätigten Bauinvestitionen.