Handwerk bleibt zufrieden, ist aber gegen Fahrverbote

„Sollten sich Fahrverbote nicht vermeiden lassen, drängen wir darauf, dass es Ausnahmeregelungen auch für nicht ortsansässige Handwerksbetriebe gibt“, so Kammerpräsident Heinrich Gringel anlässlich der 135. Vollversammlung.

© HWK Kassel

„Die Konjunktur im Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen zeigt sich bislang auch 2018 solide, unsere Betriebe sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden“, konstatierte Heinrich Gringel, Präsident der Handwerkskammer Kassel, anlässlich der 135. Vollversammlung, relativiert aber, dass „auch wenn die Betriebe zuversichtlich in die Zukunft schauen, weitere Wachstumsspielräume aktuell nicht zu erwarten sind.“ Das heißt: Trotz einer zunehmend schwierigeren Weltwirtschaftslage zeigten sich die heimischen Handwerksbetriebe in diesem Jahr zufrieden, „weil die Konsumlaune der Bürger nach wie vor so groß ist wie die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen und Produkten. Allerdings stoßen immer mehr Betriebe an ihre Kapazitätsgrenzen.“

Deshalb bereiten dem Handwerk die rückläufigen Zahlen der Schulabgänger sowie deren anhaltend hohe Neigung zum Studium Sorgen, eine Entwicklung, die zunehmend auf das Handwerk durchschlägt. So sank die Zahl der Auszubildenden im Kammerbezirk von 2007 bis 2017 um 18 Prozent (von 8.917 auf 7.304). Vor diesem Hintergrund appellierte Gringel an die Betriebe, ihre Nachwuchswerbung weiterhin hochzuhalten. Dazu gelte es, alle möglichen Zusatzqualifikationen wie das Berufsabitur oder den Betriebsassistenten als Teil der Nachwuchswerbung zu nutzen und auch die Angebote der Handwerkskammer wie das Projekt „Passgenaue Besetzung“ in Anspruch zu nehmen.

Konstante Ausbildungszahlen seien auch vor dem Hintergrund der Diskussionen um den Erhalt von Berufsschulstandorten und der Förderung handwerklicher Bildungseinrichtungen wichtig. „Je weniger Auszubildende wir haben, desto schwieriger wird es, ein wohnort- und betriebsnahes Bildungsangebot zu erhalten. Kurze Wege zu Berufsschule und überbetrieblicher Unterweisung sind aber Voraussetzung dafür, dass unsere Betriebe weiter Auszubildende finden.“

Ausdrücklich begrüßte Gringel die in diesem Jahr eingeführte Aufstiegsprämie, mit der das Land Hessen junge Handwerkerinnen und Handwerker mit einem Zuschuss von 1.000 zur bestandenen Meisterprüfung fördert. „Damit erhalten unsere jungen Meisterinnen und Meister nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern sie erfahren auch die Wertschätzung der Landesregierung.“ Da diese sogenannte Meisterprämie auch in anderen Bundesländern allerdings in unterschiedlicher Höhe gezahlt wird, mahnte Gringel eine bundeseinheitliche Lösung an, weil so ein Flickenteppich entstanden sei, „der zu einer schädlichen Konkurrenz unter den Bildungsträgern führt, die sich nur an der Höhe der Förderung, aber nicht an der Qualität der Aufstiegsfortbildung orientiert.“

Zu den Problemen, für die das Handwerk dringend eine Lösung brauche, gehören die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen und die Fahrverbote, die auch in Hessen in immer mehr Städten drohen. „Unsere Betriebe brauchen in beiden Fragen eine klare und schnelle Regelung“, forderte der Kammerpräsident. Das hessische Handwerk lehne nach wie vor Fahrverbote für Dieselfahrzeuge sowie die Einführung einer „Blauen Plakette“ ab. „Sollten sich Fahrverbote nicht vermeiden lassen, drängen wir darauf, dass es Ausnahmeregelungen auch für nicht ortsansässige Handwerksbetriebe gibt.“ Sowohl die Nachrüstung als auch der Austausch von Fahrzeugflotten müsse mit entsprechenden Übergangsfristen, kostenfreien Ausnahmen für Handwerkerfahrzeuge und einer entsprechenden finanziellen Förderung einhergehen.

„Wir wollen eine moderne und dienstleistungsorientierte Kammer für unsere Betriebe sein“, erklärte Hauptgeschäftsführer Jürgen Müller. „Hierfür müssen wir in der Kammer unsere Prozesse weiter optimieren, Strukturen hinterfragen und in den nächsten Jahren auch Digitalisierungen umsetzen. Ein Schwerpunkt wird weiter die betriebswirtschaftliche Beratung sowie die Beratung zur Betriebsnachfolge sein.“ Als neuer Schwerpunkt sei in diesem Jahr die Beratung bei Digitalisierungsfragen im Handwerk dazugekommen. „Diese wird von den Betrieben mittlerweile auch gut angenommen.“

Weiter verwies Müller auf das Beratungsangebot im Bereich der Berufsbildung, die passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen, die beiden Willkommenslotsen sowie auf die Mobilitätsberatung. „Es bleiben aber viel zu viele Lehrstellen im Handwerk unbesetzt. Da werden wir alle in den nächsten Jahren nicht nachlassen dürfen, wir müssen unsere Anstrengungen sogar verstärken.“

Der Haushalt der Kammer, berichtete Müller weiter, sei auch im kommenden Jahr solide finanziert und folgt den Prinzipien der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit. Das Handwerkerparlament verabschiedete den Haushaltsplan ebenso wie den Beitrag, der wie seit über zehn Jahren unverändert bleibt, einstimmig.