Starke Preisanstiege auf dem Rohstoffmarkt machen den Betrieben das Leben schwer

Seit Anfang des Jahres sorgen die jüngsten Entwicklungen auf dem Rohstoffmarkt für neue Probleme bei vielen Unternehmen.

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Vor allem Zimmerer- und Dachdeckerbetriebe sowie Bau-Unternehmen sehen sich nicht nur mit erheblichen Lieferverzögerungen konfrontiert, sondern müssen auch enorme Preissteigerungen verkraften. Darauf weist die Betriebsberatung der Handwerkskammer Kassel hin, denn das führe bei den Betrieben sowohl zu einer geringeren Planungssicherheit und Verzögerungen auf den Baustellen, als auch zur Unsicherheit bei der Preiskalkulation. Das den Kunden zu vermitteln, ist für die Unternehmen nicht einfach.

»Steigerungen der Rohstoffpreise sind gegenwärtig offenbar flächendeckend im Handwerk gegeben und stellen die Betriebe, gerade in den Bau- und Ausbaugewerken, vor erhebliche Kalkulationsprobleme«, erläutert Bernd Blumenstein, Leiter der Betriebsberatung der Kammer. Er bezeichnet die Probleme für die Betriebe als erheblich, denn sie müssen die kurzfristigen Steigerungen bei den Einkaufspreisen bei den oft monatelangen Angebotsvorläufen, die die meisten Bauvorhaben mit sich bringen, berücksichtigen, um zu verhindern, dass sie auf den gestiegenen Materialkosten sitzen bleiben.

»Aus diesem Grund wird es für die Unternehmen immer schwieriger, ihre durch die Corona-Pandemie teils arg strapazierte Liquidität in vernünftigem Umfang aufrecht zu erhalten«, führt der Diplom-Ökonom aus. Eine allgemeingültige Lösung für diese Herausforderung gebe es nicht. Hinweise könnten eine kurze Laufzeit für die Angebote, Materialbestellung zum Festpreis bereits bei der Auftragserteilung oder jeweils individuelle Vereinbarungen mit den Kunden sein.

Die dramatische Situation bestätigt Johannes Schwarz, Inhaber des Unternehmens Holzbau Schwarz (Zierenberg, Landkreis Kassel). Der Geschäftsführer und Zimmermeister berichtet von Preissteigerungen bis zu 100 Prozent innerhalb von vier bis sechs Wochen und Lieferverzögerungen von drei bis vier Wochen statt acht Tagen. Schwer wiegt für ihn vor allem, dass mittlerweile zahlreiche Holzprodukte, von Verbundwerkstoffen und OSB Platten (Grobspanplatten) über Spanplatten bis hin zu MDF-Platten, fast gar nicht mehr verfügbar sind. »Das behindert uns im Moment ganz enorm. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich der Markt in rund drei bis vier Monaten wieder eingependelt haben wird und dann wieder bessere Plan- und Kalkulierbarkeit für die Betriebe und deren Kunden gegeben ist«, hofft Schwarz, der auch Mitglied im Vorstand der Handwerkskammer ist.

Diese Entwicklung besorgt auch Diplom-Ingenieur Frank Dittmar: »Die Baumaterialpreise steigen innerhalb von Monatsfrist deutlich. Allein der für das Bauen so wichtige Betonstahl sowie Mineralölerzeugnisse verteuerten sich von Dezember bis Januar um zehn Prozent und Dämmstoffe für Fassaden kosten gut 25 Prozent mehr.« Das alles mache das Bauen spontan teurer, so der Geschäftsführer des Bauunternehmens Dittmar Bauunternehmung (Guxhagen, Schwalm-Eder). Allerdings könnten solch kurzfristigen Preissteigerungen oft nicht an die Bauherren weitergegeben werden. »Wenn ein Bauunternehmer vor Monaten einen Auftrag kalkuliert hat und jetzt die Materialpreise plötzlich enorm steigen, dann trägt er das volle Risiko«, beschreibt Dittmar, der auch Vizepräsident der Handwerkskammer ist, die schwierige aktuelle Lage der Baubranche. Da sich die Bauunternehmen gegen Preisschwankungen auf dem Rohstoffmarkt nur begrenzt absichern können, fürchtet er, dass die Betriebe trotz guter Auftragslage keine auskömmliche Rendite erwirtschaften können.

Hintergrund: Neben Verwerfungen am weltweiten Holzmarkt, sind als Gründe für diese Entwicklungen die geringere Lagerkapazität bei Sägewerken, Zwischenhändlern und verarbeitenden Betrieben, aber vor allem auch die Tatsache, dass der Bedarf die Produktion übersteigt, zu nennen. Ursache für die sprunghaft gestiegene Nachfrage ist der große Trend zum nachhaltigen und ökologischen Holz- und Fertighausbau in ganz Europa. Aber auch coronabedingt hat sich die Nachfrage erhöht, weil viele Kunden ihr Haus renovieren statt in den Urlaub zu fahren. Grund für den deutlichen Anstieg der Stahlpreise ist unter anderem die begrenzte Lieferkapazität chinesischer Stahlhersteller sowie eine erhöhte Nachfrage in China.