Lernen für die Zukunft des Handwerks

Das neue Bildungszentrum Kassel bietet Aus-, Fort- und Weiterbildung in modernen Räumen und Werkstätten

© HWK Kassel

„Das Handwerk ist nur so gut wie seine Ausbildung. Deshalb ist es wichtig, dass wir über eine Bildungsstätte verfügen, die die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule optimal ergänzt“, sagte Heinrich Gringel, Präsident der Handwerkskammer Kassel, anlässlich der Einweihungsfeier der neuen und modernisierten Räumlichkeiten des Bildungszentrums Kassel (BZ). „Mit dem Um- und Neubau des BZs haben wir das modernste Bildungszentrum in der Region geschaffen.“

Nachdem die Planungen für die Modernisierungsmaßnahmen 2013 begonnen hatten, sind die Baumaßnahmen heute so gut wie abgeschlossen. Werkstätten und Räume, so Gringel weiter, entsprächen nun den bautechnischen und energetischen Anforderungen und sorgten für eine positive Lernatmosphäre. „Das zeigt sich auch in einer Architektur, die der Wertigkeit unserer Fort- und Weiterbildung entspricht, die das BZ vor allem für Betriebsinhaber sowie ihre Mitarbeiter anbietet.“

Für die Handwerksbetriebe in der Region hänge ihre Zukunftsfähigkeit heute auch davon ab, dass es ihnen gelingt, Nachwuchskräfte zu finden und Fachkräfte zu binden. „Die beste Voraussetzung dafür bietet eine innovative Aus-, Fort- und Weiterbildung.“ Der Kammerpräsident dankte den Geldgebern für die Förderung, die das Bauvorhaben erst ermöglicht haben.

Insgesamt ist das BZ das größte Bauprojekt, das die Handwerkskammer Kassel je bewältigt hat. Bei der Finanzierung sind sowohl die europäische Union als auch der Bund und das Land Hessen mit im Boot. Die Kosten für das Bauvorhaben belaufen sich auf rund 33 Millionen Euro, von denen nach Abschluss der gesamten Baumaßnahme 31,5 bis 32 Millionen förderfähig seien werden. Das Bildungszentrum selbst investierte für die Ausstattung der neuen Gebäude rund 5 Millionen Euro, die zu 90 Prozent gefördert worden sind.

„Die Wiedereröffnung des Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer Kassel nach umfangreicher Modernisierung ist weit über Nordhessen hinaus ein positives Signal für die berufliche Bildung“ befand Dr. Sabine Hepperle, die für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sprach. „Projekte dieser Art unterstreichen die große Bedeutung der Berufsbildung für die Fachkräftesicherung am Wirtschaftsstandort Deutschland“, fuhr die Abteilungsleiterin Mittelstandspolitik fort. „Unser duales Berufsbildungssystem ist hoch angesehen und gilt international als Vorbild.“

Um die Qualität der Aus- und Weiterbildung im Handwerk weiter auszubauen, fördere die Bundesregierung die Errichtung, Modernisierung und Ausstattung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten. Das Projekt in Kassel wurde vom BMWi mit rund 9 Millionen Euro gefördert. „Ich gratuliere der Handwerkskammer zu ihrem modernisierten Bildungszentrum und wünsche allen Ausbildern, Dozenten, Lehrlingen, Meisterschülern und anderen Teilnehmern an Bildungsveranstaltungen eine erfolgreiche Aus- und Weiterbildung, so Hepperle.

Auch Abteilungsleiter Axel Henkel vom Hessischen Wirtschaftsministerium bezeichnete das Projekt als zukunftsweisende Bildungsinvestition: „Die überbetriebliche Ausbildung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung im Handwerk und damit der Berufsausbildung insgesamt. Sie sichert das Ausbildungsengagement der Betriebe ebenso wie die hohe und einheitliche Qualität der Ausbildung. Deshalb beteiligt sich das Land mit 8,4 Millionen Euro an der Modernisierung des Bildungszentrums Kassel.“

Die einem Campus nachempfundene Architektur, so Henkel, signalisiere Jugendlichen, dass die duale Ausbildung etwas wert ist und attraktive Perspektiven bietet. „Dazu leistet die Landesregierung ihren Beitrag, indem sie in einem Modellversuch beruflich Qualifizierten den Hochschulzugang ermöglicht. So eröffnen sich mit einer dualen Ausbildung alle Karrierechancen.“

Trotz der finanziell ausgesprochen günstigen Bedingungen ist die Finanzierung eine echte Herausforderung für die Kammer. Ihr Eigenanteil wird voraussichtlich bei rund fünf Millionen Euro liegen. „Erfreulicherweise werden wir die Finanzierung ohne eine Erhöhung der Beitragsätze stemmen“, berichtet Eberhard Bierschenk, Hauptgeschäftsführer der Kammer. „Unter dem Strich profitieren vor allem die Handwerksbetriebe von dem Bauvorhaben. Denn im BZ bieten wir unseren Betriebsinhabern, ihren Mitarbeitern und Auszubildenden Aus-, Fort- und Weiterbildung auf ganz unterschiedlichen Gebieten an.“

Durch den Neubau konnte zum einen die Fläche an den künftigen Platzbedarf angepasst und von 8000 auf 6000 Quadratmeter reduziert werden. Zum anderen ermöglichte er eine optimale Raumnutzung, die nach dem Einzug in die ehemalige Hervis-Kleiderfabrik Mitte der 70er Jahre nicht gegeben war. Zuletzt entsprachen die Gebäude weder den modernen Lehranforderungen noch dem üblichen energetischen Standard. Deshalb wurden sie durch eine umfassende Modernisierung auf den Stand der Zeit gebracht. Auch die Lehrbauhalle der Arbeitsgemeinschaft Stufenausbildung Bau Kassel wird renoviert. Für die Kfz-Handwerker entstand eine neue Lkw-Halle.

„Nach Erweiterung und Modernisierung haben wir ganz andere Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung“, freut sich auch BZ-Geschäftsführer Jürgen Müller. „Davon werden die rund 7.000 Teilnehmer profitieren, die das BZ jährlich besuchen“. Dabei war das komplette Bauvorhaben eine Herausforderung für alle Beteiligten, denn Erweiterung und Sanierung erfolgten im laufenden Betrieb.

Die Baumaßnahmen im Einzelnen:

  • Neubau der Werkstätten für Bäcker, Fleischer, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker, Metallbauer, Maler und Lackierer, Raumausstatter sowie einer Schweißwerkstatt
  • Modernisierung von Internat und Kantine
  • Neubau Lastwagen-Reparaturwerkstatt
  • Renovierung der Lehrbauhalle der Arbeitsgemeinschaft Stufenausbildung Bau Kassel (ASK)
  • Erneuerung von Dach und Fassade am BZ 3, das die Werkakademie für Gestaltung Hessen und das Zentrum für Führungskräfte beherbergt.
  • Neugestaltung des Außengeländes

 

Fototext:

Ein Gewinn für die Region: Architekt Gerhard Greiner (HHS Planer + Architekten; von links), Christian Geselle, Kämmerer der Stadt Kassel, Eberhard Bierschenk, Hauptgeschäftsführer der Kammer, Dr. Walter Lübcke, Regierungspräsident Kassel, Dr. Sabine Hepperle vom Bundeswirtschaftsministerium, Jürgen Müller, BZ-Geschäftsführer, Axel Henkel vom hessischen Wirtschaftsministerium, und Kammerpräsident Heinrich Gringel freuten sich über die Eröffnung des neuen Bildungszentrums. Alle Redner waren sich einig und bewerteten die Investitionen als zukunftsweisendes Signal für die berufliche Bildung.