Konjunkturelle Lage bleibt trotz besserer Stimmung angespannt

»Die aktuelle Stimmung in unseren Handwerksbetrieben hat sich verbessert und das Handwerk im Kammerbezirk Kassel blickt zudem wieder deutlich zuversichtlicher in die Zukunft. Aber: Die harten Konjunkturindikatoren hinken der Stimmung teils deutlich hinterher und das sollte uns Sorgen machen.» HWK Präsident Frank Dittmar

»Die aktuelle Stimmung in unseren Handwerksbetrieben hat sich verbessert und das Handwerk im Kammerbezirk Kassel blickt zudem wieder deutlich zuversichtlicher in die Zukunft. Aber: Die harten Konjunkturindikatoren hinken der Stimmung teils deutlich hinterher und das sollte uns Sorgen machen«, so kommentierte Kammerpräsident Frank Dittmar die aktuelle Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Kassel.

84,8 Prozent der befragten Betriebe äußerten sich im aktuellen Frühjahrsquartal zufrieden mit der derzeitigen Geschäftssituation. Sogar noch besser sind die geäußerten Erwartungen für die kommenden Monate: Nur noch 8,9 Prozent der Befragten fürchten eine schlechtere Geschäftslage, vor drei Monaten waren das noch jeder fünfte Betrieb (19,6 Prozent). Dadurch konnte der Geschäftsklimaindex, der aus dem Geschäftslage- und Erwartungsindex gebildet wird, um 8 Punkte deutlich auf 110,5 Punkten steigen und liegt damit wieder über der wichtigen 100-Punkte-Marke. »Unser Handwerk hofft auf Besserung. Und das trotz der trüben konjunkturellen Entwicklung in der Industrie und im Handel sowie den weltwirtschaftlichen Verwerfungen und Unsicherheiten. Das hat uns doch sehr überrascht«, so Dittmar weiter.

Besonders positiv bewerten die industriellen Zulieferer ihre Geschäftslage (Geschäftsklima: 131,5). Hier bewegt sich die Zufriedenheit auf sehr hohem Niveau, aber auch das gesamte Baugewerbe (Ausbaugewerbe: 115,1 Punkte, Bauhauptgewerbe: 112,3 Punkte) zeigt sich wieder optimistischer als im Vorquartal. Hier hofft man wohl auf die Umsetzung der angekündigten Konjunkturprogramme der neuen Regierung. Weniger zufrieden ist das Nahrungsmittelgewerbe (100 Punkte) und das private Dienstleistungsgewerbe (90,9 Punkte). Fleischer, Bäcker, Friseure usw. spüren die zurückhaltende Konsumnachfrage besonders und stehen unter Druck. Sie berichten besonders häufig von Umsatzrückgängen und sinkenden Auftragszahlen.

Die anderen Konjunkturindikatoren machen sehr deutlich, dass die Betriebe im nord-, ost- und mittelhessischen Handwerk weiterhin vor ho-hen Herausforderungen stehen: Die Umsätze waren insgesamt nach unten gerichtet, ebenso wie die Auftragsbestände. Allerdings nicht mehr so stark wie im Vorjahreszeitraum.

Bei den Auftragseingängen gab nur eine leichte Entspannung. Der Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung wird branchenüber-greifend zwar mehrheitlich negativ beurteilt, doch ist die Entwicklung sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch gegenüber dem Vorjahr wieder etwas günstiger. Insgesamt 18,2 Prozent der Betriebe meldeten wieder gestiegene Ordereingänge. Das waren zwei Prozentpunkte mehr als im Dezember, gegenüber dem Frühjahrsquartal 2024 waren es vier Prozentpunkte.

Neben der Nachfrageentwicklung ist auch die Kapazitätsauslastung ein wichtiger Indikator. Diese ist gegenüber dem Vorquartal um 1,9 Prozentpunkte auf 76,8 Prozent zurückgegangen, bleibt aber damit auf einem soliden Niveau. Besonders gut ausgelastet sind das Ausbaugewerbe und die industriellen Zulieferer mit Auslastungsraten von über 80 Prozent.
Aktuell müssen die Kunden wieder etwas länger auf ihren Handwerker warten. Ende März waren das durchschnittlich 9,4 Wochen und damit wieder etwas mehr als vor drei Monaten (VQ: 8,6 Wochen). Am höchsten ist die durchschnittliche Auftragsreichweite aktuell im Ausbauge-werbe. Hier sind es durchschnittlich 12,6 Wochen.
Bei der Beschäftigtenentwicklung gaben 12,4 Prozent der Betriebe einen gesunkenen Personalstand an, nur bei 9,8 Prozent ist dieser gestiegen. Die Ursachen hierfür liegen sicherlich auch beim Fachkräfteman-gel, denn trotz der aktuellen Lage haben viele Betriebe aktuell noch of-fene Stellen zu besetzen.
»Einerseits sind wir froh, dass unsere Betriebe der unsicheren Wirtschaftslage trotzen, andererseits besorgt uns die Stagnation, die auch an der zurückhaltenden Investitionsdynamik zu sehen ist. Wir brauchen wieder deutliche Wachstumssignale sowie Sicherheit und auch die angekündigten Entlastungen, wie Bürokratieabbau, Investitionsabschreibungen oder Strompreissenkungen müssen schnell umgesetzt werden. Ohne schnelle politische und wirtschaftliche Impulse drohen weitere Rückschläge für unser Handwerk«, betonte Dittmar abschließend.

Redaktioneller Hinweis: Der Rücklauf der Fragebögen endete am 6. April 2025. Der überwiegende Teil der Betriebe hat den Fragebogen somit vor der Ankündigung des »Trump-Zollpakets« am 3. April 2025 eingereicht.

Der gesamte Bericht steht zum Download bereit.