KI-Pioniere im Handwerk

Startschuss für »Digitalisierungswerkstatt«: 23 Betriebe und drei Berater aus dem Kammerbezirk sind dabei.

Beim Auftakt in München waren Teilnehmer aus dem Kammerbezirk dabei: von links Jana Leinweber (Damian Werner, Kalbach), Heiko Brock (HWK), Leon Bressler (Schreinerei Bressler, Vöhl), Anfinn Kothe (Tischlerservice Melsungen), Matthias Joseph (HWK), Anna Freind (Damian Werner), Sabine Nagel-Horn, Uwe Helfer (beide BBZ Marburg), Christian Simon (Simonme-tall, Tann) – © HWK Kassel

Das Handwerk weiß seit jeher Werkzeuge für seine Arbeit zu nutzen. Ein noch junges Werkzeug, dessen Entwicklung rasant voranschreitet, ist Künstliche Intelligenz (KI) – mit Auswirkungen für alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche. Bei einem Projekt des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk steht das Potenzial von KI   und KI-Werkzeugen für den Betriebsalltag im Mittelpunkt. 

Der Startschuss für die Online-Digitalisierungswerkstatt »Künstliche Intelligenz – neuer Problemlöser im Handwerk« ist kürzlich beim Kongress Zukunft Handwerk in München gefallen. Mehr als 1100 Betriebe bundesweit haben sich für das Projekt angemeldet, an dem auch 200 Beraterinnen und Berater der Handwerkskammern beteiligt sind. In den kommenden zwölf Monaten finden zunächst Online-Vorträge und -Workshops statt, bevor in vertiefenden Kursen praxisbezogen das Know-how vermittelt wird, um KI-Anwendungen eigenständig im Betrieb einzusetzen.

Aus dem Bezirk der Handwerkskammer Kassel sind 23 Betriebe an der Digitalisierungswerkstatt beteiligt. Dabei sind verschiedene Gewerke vertreten: Elektro und SHK, Metallbau, Ausbau, Orthopädieschuhtechnik und Friseur sowie mehrere Tischlereien und Holzbaubetriebe. Vom Team der Betriebsberatung stehen ihnen Heiko Brock, Matthias Joseph und Abteilungsleiter Steffen Wiesenberg zur Seite. 

Bei dem Treffen in München habe man Aufbruchsstimmung verspürt, sagt Matthias Joseph, Berater für Zukunftsmärkte und Neue Medien. Statt Skepsis und Berührungsängsten gebe es bei den beteiligten Betrieben eine große Aufgeschlossenheit gegenüber neuen KI-basierten Technologien. »Die Betriebe wollen wissen, wie sie die neuen Möglichkeiten im Sinne ihrer Kundschaft und ihrer Mitarbeiter nutzen können.« Das Projekt leistet dabei auch ein Stück Pionierarbeit. »Die KI kommt - das ist nicht mehr aufzuhalten«, stellt Digitalisierungsberater Heiko Brock klar: »Je früher Betriebe sich damit beschäftigen, desto mehr können sie an den Entwicklungen teilhaben und davon profitieren.«

Die Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz und entsprechende KI-Werkzeuge sind bereits jetzt vielfältig. So kann KI etwa Bestell- und Verwaltungsaufgaben automatisieren, Kundenanfragen entgegennehmen, Geschäftsdaten analysieren oder automatische Qualitätsprüfungen im Bau und bei der Fertigung übernehmen. 

Viele der beteiligten Betriebe bringen bereits konkrete Ideen mit, die sie im Zuge des Projekts umsetzen wollen. Mehrere möchten beispielsweise einen KI-Anrufbeantworter einsetzen, der automatisiert Anfragen entgegennehmen kann. Ähnlich groß ist das Interesse an Chatbots für die Webseite, um Kunden rund um die Uhr Fragen zu beantworten. Auch bei der Angebotserstellung können KI-Tools zeitaufwändige Arbeit abnehmen, sagt Heiko Brock. 

Ebenso gewinnbringend können Betriebe KI für ihr Online-Marketing nutzen – etwa um Social-Media-Beiträge oder suchmaschinenoptimierte Texte für die Webseite zu erstellen, so Matthias Joseph.  

Aber auch in der handwerklichen Arbeit kann Künstliche Intelligenz bereits mit anpacken: So wurde bei der Auftaktveranstaltung das Beispiel einer Schreinerei vorgestellt, die die KI so trainiert hat, dass sie zeitaufwändige Schleifarbeiten mit hoher Präzision ausführen kann. Gerade angesichts des wachsenden Fachkräftemangels im Handwerk kann der Einsatz von KI für Routineaufgaben eine enorme Entlastung für Betriebe sein, sind sich die Berater der Handwerkskammer einig. 

Die am kostenfreien Projekt beteiligten Unternehmen profitieren von geballter Expertise und Beratung zum Thema. Von den Erkenntnissen und Best-Practice-Beispielen der Digitalisierungswerkstatt sollen im Anschluss über entsprechendes Info-Material und E-Learning-Kurse aber allen Handwerksbetrieben zugutekommen, betont das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk. 

Die Berater der Handwerkskammer Kassel, die auch abseits des Projekts zum Thema KI beraten und bereits konkrete Vorhaben begleitet haben, heben ebenfalls den Mehrwert der Digitalisierungswerkstatt hervor – nicht zuletzt für das Image des Handwerks. Heiko Brock sagt: »Das ist ein tolles Projekt, das zeigt, dass wir beim Thema KI ganz weit vorne sind im Mittelstand.« 

Infos und Kontakt: betriebsberatung@hwk-kassel.de,  Steffen Wiesenberg, Tel. 0561 7888-155, Heiko Brock, Tel. 0561 7888-186, Matthias Joseph, Tel. 0561 7888-166.