Hohe Strom- und Gaspreise gefährden Bildungsauftrag der hessischen Bildungszentren des Handwerks

»Der aktuelle deutliche Anstieg der Strom- und Gaspreise belastet zunehmend die Bildungszentren des Handwerks in Hessen«, teilte der Präsident des Hessischen Handwerkstages (HHT), Stefan Füll mit.

© Constatin Meyer

»Der aktuelle deutliche Anstieg der Strom- und Gaspreise belastet zunehmend die Bildungszentren des Handwerks in Hessen«, teilte der Präsident  des Hessischen Handwerkstages (HHT), Stefan Füll mit. Gerade in den energiein-tensiven Ausbildungsberufen wie beispielsweise im Lebensmittel- und Metallhandwerk seien die Mehrkosten für die Bildungszentren enorm. Dies habe der HHT zum Anlass genommen, die Situation der Bildungsträger mithilfe einer Kurzumfrage näher zu beleuchten. An der Umfrage im Zeitraum 23. September bis 17. Oktober 2022 hatten sich 18 der 38 hessischen Bildungszen-tren des Handwerks beteiligt.

Deutliche Mehrkosten gefährden Ausbildung

Laut der Umfrage sind 61 Prozent der hessischen Bildungszentren des Handwerks vom drastischen Strom- und Gaspreisanstieg sehr betroffen, weitere 39 Prozent sind betroffen. Dabei geben 29 Prozent der befragten Bildungszentren an, gegenüber ihrem bisherigen Stromvertrag Mehrkosten zwischen 201 und 500 Prozent zu haben. Bei der Gasbeschaffung verzeichnen 65 Prozent der Bildungszentren signifikante Mehrkosten. Mehr als jedes dritte der befragten Bildungszentren sehen sich sogar mit Mehrkosten zwischen 201 und mehr als 500 Prozent des Gaspreises konfrontiert.

Einsparpotenziale, um die hohen Energiepreise kompensieren zu können, gibt es in den hessischen Bildungszentren des Handwerks kaum. Jedes zweite Bildungszentrum gibt an, nur ein geringes Einsparpotenzial zu haben. Jedes dritte Bildungszentrum sieht ein begrenztes Einsparpotenzial. Füll: »Die Preissteigerungen können die Bildungszentren auch nicht ohne weiteres an die Ausbildungsbetriebe weitergeben. Der Bildungsauftrag zur Fachkräftesicherung im Handwerk und den Fortbestand ihrer Einrichtungen ist daher akut gefährdet.“

Die befragten Bildungszentren geben darüber hinaus an, aufgrund des deutlichen Anstiegs der Energiekosten dringende Investitionen in Ausstattung und Digitalisierungsmaßnahmen aufschieben zu müssen. In manchen Bildungszentren drohe durch die Energiekrise sogar ein Personalabbau.

Betroffene Bildungszentren entlasten

»Um die hessischen Bildungszentren des Handwerks zu entlasten, fordert der Hessische Handwerkstag die Politik auf, die Besteuerung der Strom- und Gaskosten der Bildungszentren kurzfristig zu senken, den deutlichen Anstieg der Strom- und Gaspreise bei der Berechnung des Bundes- und des Landeszuschusses zur Finanzierung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung zu berücksichtigen und die Förderung zu erhöhen und durch eine einmalige Sonderzahlung die Belastung der Bildungszentren zu senken«, so Handwerkspräsident Füll.

In den Bildungszentren des Handwerks in Hessen werden im Rahmen der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) jährlich rund 37.500 Lehrlinge ergänzend zur berufspraktischen Ausbildung im Betrieb in den neusten Techniken und Technologien geschult. Dabei unterhalten die insgesamt 38 hessischen Bildungszentren eine Vielzahl von gewerkespezifischen Werkstätten und stellen eine aufwendige technische Infrastruktur zur Verfügung, um den Technologie- und Wissenstransfer im Handwerk zu gewährleisten.