Digitales Handwerk in der Wirtschaft 4.0

Über die Voraussetzungen und Chancen der digitalen Revolution im Handwerk diskutierten am 26. und 27. September 2016 die Volkswirte der Handwerksorganisation auf ihrem alljährlichen Treffen, dem „Volkswirte?Forum“.

© Manfred Grünwald, dwb

Das Handwerk befindet sich bereits auf dem Weg der Digitalisierung. Seit diesem Jahr besteht z.B. das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk, das Handwerksunternehmen dabei unterstützt, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und Big Data auch für die kleinen Unternehmen zugänglich zu gestalten. Diese Unterstützung ist nötig, denn auch jetzt nutzen beispielsweise nur knapp über 40% der Handwerker die Möglichkeiten des Direkteinkaufs über das Internet.


Damit Handwerksunternehmen digitale Technik für ihre Geschäftsmodelle, ihre Warenflüsse und organisatorischen Abläufe nutzen können, sind vor allem ein Breitbandausbau und flächendeckende Mobilfunknetze notwendig. Gleichzeitig muss die Ausstattung der  Berufsbildungszentren entsprechend modernisiert werden.


Gerade durch die Verbesserung der innerbetrieblichen Prozesse und die Öffnung von Schnittstellen zu anderen Unternehmen steigert das Handwerk seine Wettbewerbsfähigkeit.


Wie gut das gelingt, zeigt eine Reihe von einzelnen Beispielen. So nutzt der traditionelle Handwerksbetrieb Tom Büttner, Sattlerei in Dresden, einen Scanner für den Rücken von Pferden sowie einen künstlichen Pferderücken, der diesen Scan nachbildet, um den Sattel individuell an das Pferd anpassen zu können. „Die Sattlerei Büttner ist mit dieser Technologie ein gefragter Spezialist und hat sich neue Märkte erschlossen“, erklärte Hannes Koch von der  Handwerkskammer Dresden.


Handwerker brauchen aber auch Medienkompetenz, um diese neuen Herausforderungen zu meistern: Nicht nur die Ausbilder in den Berufsbildungszentren müssen Lehrlinge darin unterweisen können, sondern auch die bereits ausgebildeten Handwerker benötigen Weiterbildungen, um die Potenziale der sozialen Medien erschließen zu können.


Digitalisierung im Handwerk ist immer auch eine Verbindung von Tradition und Innovation. Eine Analyse des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk (ifh Göttingen) verdeutlicht dies auch für die mittlerweile 15 Jahre alte Online?Plattform MyHammer: So zeigt sich, dass Meisterbetriebe eine signifikant längere Überlebensdauer auf der Plattform aufweisen als Nicht?Meisterbetriebe. Auch wird die Qualität der Leistungen der Handwerksbetriebe höher als die der Nicht?Handwerksbetriebe eingeschätzt. „Das traditionsreiche Qualitätssiegel des Meisters ist auch in der modernen Welt des Internets ein wichtiges Signal“, fasste Kaja Fredriksen, Autorin der ifh?Studie, die Ergebnisse zusammen.


Neben den Auswirkungen der Digitalisierung wurden auf dem Volkswirte?Forum weitere Themen erörtert. Neueste Erkenntnisse über die Auswirkungen der HwO?Reform von 2004 sind vor dem Hintergrund der Deregulierungsbestrebungen der EU?Kommission diskutiert worden. Hier standen insbesondere die Folgen für die Humankapitalbildung im Mittelpunkt der Gespräche.


Petrik Runst zeigte in seinem Referat auf, dass die Klimaziele der Bundesregierung am ehesten durch eine CO2?Steuer erreicht werden können. Einen historischen Rückblick unternahm Benjamin W. Schulze in seinem Referat mit dem Titel „Die traditionelle Walz in der modernen Perspektive: Über Erfahrungswissen und Innovativität im Handwerk“. Er diskutierte mit den Teilnehmern, wie sich das historische Gesellenwandern in einem neuen Gewand auch für den künftigen Wissenstransfer nutzen lassen könnte.