125 Jahre für ein starkes Handwerk in der Region

Seit 125 Jahren hat das Handwerk in der Region einen verlässlichen und engagierten Partner an seiner Seite: Die Handwerkskammer Kassel, im Jahr 1900 gegründet, feierte am 16. Mai ihr Jubiläum. Rund 350 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nahmen an der Veranstaltung in der Nordhessen-Arena in Kassel teil.

Auf dem Podium (v.l.n.r.): Andreas Käckel (Moderation), Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck, Sophia Pfalzgraf (Heizungsbau Pfalzgraf, Ottrau), Alf Reuter (Orthopädietechnik Zentrum Lichtenau), Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ute Clement und Kammerpräsident Frank Dittmar. (Foto: HWK Kassel)

Das Handwerk habe schon viele Krisen bewältigt und immer wieder auf veränderte Rahmenbedingungen reagiert, sagte Kammerpräsident Frank Dittmar. Seit 125 Jahren steuere und begleite die Handwerkskammer diese Entwicklungen: »Roter Faden unserer Geschichte ist, dass wir uns zu jeder Zeit für die Stärke und Zukunftsfähigkeit das Handwerks eingesetzt haben und weiter einsetzen werden«, so Dittmar.

»Das Jubiläum der Handwerkskammer Kassel zeigt eindrucksvoll die lange Tradition, das Engagement und die Bedeutung des Handwerks in unserer Gesellschaft«, sagte der Hessische Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck. »Handwerk war, ist und bleibt unverzichtbar. In den vergangenen 125 Jahren hat die Handwerkskammer maßgeblich dazu beigetragen, das Handwerk in der Region zu stärken, Innovationen zu fördern und die Interessen der Handwerkerinnen und Handwerker zu vertreten. Sie sind ein verlässlicher Partner und eine starke Säule unserer Wirtschaft!«

Auch Kassels Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller gehörte zu den Gratulanten. »Seit 125 Jahren bestens koordiniert durch die Handwerkskammer Kassel: Das Handwerk der Region packt die Zukunftsaufgaben an«, sagte er. »Ob mit Blick auf Schul- und Wohnungsbau, auf Klimawandel, Mobilitätswende oder Investitionen in unsere Infrastruktur: Nur mit dem Handwerk können wir unsere gesteckten Ziele und die auf uns zukommenden Herausforderungen meistern.«

Im Mittelpunkt der Festveranstaltung stand eine Podiumsdiskussion, bei der es um die Innovationskraft des Handwerks, aber auch um aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen und die Fachkräftesicherung ging. Daran beteiligt waren neben Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck und Kassels Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ute Clement auch Kammerpräsident Frank Dittmar, im Hauptberuf Bauunternehmer in Guxhagen, sowie Sophia Pfalzgraf (Heizungsbau Pfalzgraf, Ottrau) und Alf Reuter (Orthopädietechnik Zentrum Lichtenau). Diese berichteten aus der unternehmerischen Praxis, in der klassische Handwerkstätigkeiten längst mit digitalen Technologien einhergehen und in die zunehmend auch Künstliche Intelligenz (KI) Einzug hält.

KI habe das Potenzial, den zunehmenden Fachkräftemangel zu dämpfen, indem sie etwa Bestell- und Verwaltungsaufgaben, aber auch andere zeitintensive Routinearbeiten im Betriebsalltag übernehme, verdeutlichte Dittmar. Als Hemmnis für Betriebe nannten die Handwerksunternehmer überbordende Bürokratie-Anforderungen sowie hohe Steuer- und Abgabelasten. Dies könne junge Handwerkerinnen und Handwerker davon abschrecken, Verantwortung in Betrieben zu übernehmen – fatal in Zeiten, in der viele Betriebe zur Übergabe anstehen, so Dittmar. Von der neuen Bundesregierung erwarte man ein entschlossenes Handeln für weniger Bürokratie, spürbare Entlastungen für Betriebe und verbesserte Rahmenbedingungen bei Energie- und Sozialkosten sowie im Bildungssystem.

Ein starkes Handwerk sei mehr denn je gefragt angesichts der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen, verdeutlichte Dittmar und nannte beispielhaft die Klima- und Energiewende sowie die Notwendigkeit nachhaltiger Wirtschaftskreisläufe. »Das Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden, aber auch grünen Boden«, sagte Dittmar.

Mit der Podiumsdiskussion unterstrich die Kammer auch ihre Rolle als Interessenvertretung des Handwerks in der Region. Im Kammerbezirk Kassel, der Nord-, Ost- und Mittelhessen umfasst, gibt es mehr als 17.600 Mitgliedsbetriebe mit rund 92.000 Beschäftigten und 7000 Auszubildenden. Zusammen erwirtschaften sie mehr als 11 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Die Handwerkskammer mit ihren rund 90 Mitarbeitenden hat neben hoheitlichen Aufgaben, darunter die Führung der Handwerks- und Lehrlingsrolle, sowie dem Ausbildungs- und Prüfungswesen auch ein umfangreiches Beratungsangebot. Sie steht Betrieben und Beschäftigten bei allen Fragen im Lauf einer Handwerkskarriere zur Seite: vom ersten Praktikum über die Ausbildung bis zum Meistertitel, von der Gründung über die Unternehmensführung bis zur Betriebsübergabe an die nächste Generation.

Zu Beginn der Jubiläumsfeier waren Präsident Frank Dittmar und Hauptgeschäftsführer Jürgen Müller auf die Geschichte der Handwerkskammer eingegangen. Die Gründung der Handwerkskammern war seinerzeit von Kaiser Wilhelm II. angeordnet worden, nachdem die schrankenlose Gewerbefreiheit zu einem Verfall von Waren und Dienstleistungen und dem Niedergang von Aus- und Weiterbildung geführt hatte. Das sogenannte Handwerkergesetz von 1897 markiert die Geburtsstunde der modernen Handwerksorganisation mit ihrem Zusammenspiel von Innungen, Kreishandwerkerschaften, Fachverbänden und Handwerkskammern. Die Gründung der Handwerkskammer Kassel erfolgte am 17. April 1900, dem Tag der ersten konstituierenden Vollversammlung.

Durch den Jubiläumsabend führte der aus Nordhessen stammende Moderator Andreas Käckell. Für Musik sorgte das Kasseler Duo „Rio x Lilia.“