Neue Märkte für das HandwerkBarrierefreies Bauen

Die demografische Entwicklung in Deutschland führt dazu, dass unsere Gesellschaft zunehmend älter wird. In der barrierefreien Wohnungsanpassung steckt in den kommenden Jahren ein großes wirtschaftliches Potenzial für viele Handwerksbereiche.

Symbolbild: Eine Person im Rollstuhl vor einer Schwelle.
© Falk Heller, www.argum.com

Zertifikat »Generationenfreundlicher Betrieb«

Sicher und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben, selber sich im Alltag versorgen können und Entlastung im Haushalt durch Produkte und Dienstleistungen bekommen, die einen hohen Service und Komfort bieten – diese Wünsche haben nicht nur ältere Menschen.

Für das Handwerk sind mit der Entwicklung und Bereitstellung solcher Produkte und Dienstleistungen große und bislang zu wenig beachtete Marktpotenziale verbunden. Insbesondere die wachsende Kundengruppe »50 Plus« hat eine zunehmende Bedeutung für das Handwerk. Denn viele von ihnen können und wollen sich durchaus etwas leisten – vorausgesetzt, die Qualität stimmt.

 

Fachplaner:in »Barrierefrei Bauen und Wohnen«

Gemeinsam mit engagierten Handwerkskammern, Fachverbänden und Betrieben haben der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) das Markenzeichen »Generationenfreundlicher Betrieb – Service + Komfort« geschaffen. Es kann zusammen mit dem Zertifikat »Fachplanerin bzw. Fachplaner für barrierefreies Bauen und Wohnen« erworben werden.

Das Markenzeichen richtet sich an Handwerksbetriebe aller Größen, insbesondere Bau- und Ausbaugewerbe, die generationenfreundliche Produkte und Dienstleistungen entwickeln, anbieten und wirksam vermarkten wollen. Dadurch können sich die Unternehmen das Potenzial einer älter werdenden Gesellschaft erschließen und sich im wachsenden Markt »50 Plus« positionieren.

Portrait von Dr. Matthias Joseph
Ansprechpartner

Dr. Matthias Joseph
Wirtschaftspolitik, Beratung zu Zukunftsmärkten & Neuen Medien

Tel. 0561 7888-166
matthias.joseph@hwk-kassel.de


Logo Generationenfreundlicher Betrieb
Logo: Barrierefrei Bauen und Wohnen

Zertifizierte Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Kassel

Der Weg zum Zertifikat

Um das Markenzeichen zu Erlangung, ist eine Schulung von mindestens 16 Stunden zu durchlaufen. Alternativ können die Inhalte der Schulung durch vergleichbare Qualifikationen nachgewiesen werden.

Haben Sie oder mindestens einer Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Schulung mit vier praxisorientieren Modulen erfolgreich absolviert, braucht es nur noch die Unterzeichnung einer betriebsindividuellen Selbsterklärung. Damit verpflichten Sie sich zu dauerhaftem Einsatz gegenüber den Zielen und Inhalten des Markenzeichens. Ab dann sind Sie auf dem Generationenfreundlichem Betrieb gelistet und können ab sofort mit dem Logo des Markenzeichens werben.

Jeder Betrieb muss Kenntnisse in den folgenden vier Bereichen vorweisen:

Einführung & Grundlagen

  • Sensibilisierung der Handwerksbetriebe für Chancen im Markt »50 Plus«
  • Überblick: Regionale demografische Entwicklung
  • Auswirkung auf Anforderungen von Produkten / Dienstleistungen der Handwerksbetriebe

 Marketing & Kommunikation

  • Marktzugänge und zielgruppengerechte Kommunikation
  • Komfortorientierte Beratung
  • Geeignete Kommunikationswege und -instrumente
  • Berücksichtigung der Beratungsetikette

Normen & Rahmenbedingungen

  • Einführung in relevante Gesetze / Normen (z.B. DIN 18040) für
  • Produkte, Dienstleistungen und Beratung im Wohnbereich
  • Recherchemöglichkeiten und Bezugsquellen
  • Beispiele praktischer Umsetzung

 Finanzierung

  • Bundesweite Förderprogramme (z. B. KfW, Berufsgenossenschaften, Pflege- und Sozialkassen)
  • Regionale Förderprogramme
  • Finanzierung ergänzender Dienstleistungen

Schulungstermine

Mehrfach im Jahr bieten wir diese spezielle Schulung für Mitglieder und Nichtmitglieder an. Nach erfolgreicher Teilnahme werden die Teilnehmer zur »Fachkraft Barrierefreies Bauen und Wohnen« zertifiziert. Außerdem können die Absolventen mit dem bundesweiten Logo »Generationenfreundlicher Betrieb – Service und Komfort« werben.

Logo: Barrierefrei Bauen und Wohnen
Logo: Generationenfreundlicher Betrieb

Weitere Informationen

Ob Methusalem nun wirklich 969 Jahre alt wurde oder nicht, sei einmal dahingestellt. Den Deutschen scheint er jedoch Vorbild zu sein. Denn laut optimistischer Rechnungen dürfte ein im Jahr 2050 geborenes Mädchen bereits 100 Jahre alt werden. Gesundheit, Hygiene, Ernährung, Wohlstand, Lebensbedingungen – überall gab und gibt es Fortschritte, die seit rund einem Jahrhundert dafür sorgen, dass die Lebenserwartung der Bevölkerung in Industrienationen steigt. Zu diesem Thema stellen wir Ihnen hier verschiedene Downloads und Links zur Verfügung.

Beratung »Barrierefrei Bauen«

Bereits mehr als ein Drittel der Bundesbürger zählen zur Gruppe der über 50-Jährigen. Sie bevorzugen barrierefreie bzw. barrierearme Wohnungen, doch das Angebot ist noch viel zu gering. Insbesondere in Städten übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich.

Hinzu kommt, dass öffentlich zugängliche Gebäude barrierefrei zu planen und zu bauen sind. Das gilt z.B. für Schulen,  Einrichtungen der Kultur und des Bildungswesens, Sport- und Freizeitstätten, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Büro-, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude, Verkaufs- und Gaststätten.

Barrierefrei bauen und umbauen wird zunehmend zu einem großen und weiter wachsenden Markt, der sich auch in den öffentlichen Raum ausdehnt. Leider wird immer wieder deutlich, dass die notwendige Expertise sehr oft fehlt und Fehlplanungen nicht selten sind. Experten werden da zukünftig ein interessantes und lukratives Marktsegment finden. Viele Handwerksberufe sind hier gefragt, beispielsweise Installateur- und Heizungsbauer, Maurer, Fliesenleger, Maler, Raumausstatter, Tischler, Zimmerer, Metallbauer oder Elektro- und Informationstechniker.

Im Bereich des barrierefreien Bauens bieten wir Ihnen Informationen und Hilfestellungen in den folgenden Themen- und Handlungsfeldern:

  • Einstieg in den Zukunftsmarkt »Barrierefrei Bauen«
  • Marktübersicht und -entwicklung
  • Gesetzliche Grundlagen
  • DIN 18040-1/2/3
  • Finanzierungsmöglichkeiten
  • Infos zur 16-stündigen Fortbildung »Barrierefrei Bauen und Wohnen« (finden zweimal jährlich in Kooperation mit der Hessischen Fachstelle für Wohnberatung statt)
  • Der Weg zum Zertifikat »Barrierfrei Bauen + Wohnen«
  • Kooperation mit der Wohnberatung »Wohnen im Alter / Menschen mit Behinderung«
  • Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Betrieben

 

Portrait von Dr. Matthias Joseph
Ansprechpartner

Dr. Matthias Joseph
Wirtschaftspolitik, Beratung zu Zukunftsmärkten & Neuen Medien

Tel. 0561 7888-166
matthias.joseph@hwk-kassel.de


Weitere Informationen

Das Institut für Gerontologie an der TU Dortmund in Trägerschaft der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. (FfG) ist eine seit 1990 bestehende unabhängige Forschungseinrichtung, die Fragen der demografischen Entwicklung, speziell der alternden Bevölkerung nachgeht.

Die Initiative Wirtschaftsfaktor Alter der Bundesregierung verknüpft Senioren-, Verbraucher- und Wirtschaftspolitik.

»Ambient Assisted Living« (AAL) – Ein (weiterer) Zukunftsmarkt für das Handwerk!

Altersgerechte Assistenzsysteme werden in unserer Gesellschaft immer wichtiger, gerade in Hinblick auf den demografischen Wandel. Gemeint sind hier technische Möglichkeiten, die Menschen im fortschreitenden Alter oder mit anderen Handicaps unterstützen. Für Handwerker bieten sich hier viele neue Geschäftsmodelle und Märkte.

Wir kennen das: In einem modernen Pkw nervt ein Piepton den Fahrer so lange, bis er sich endlich angeschnallt hat. Die Klimaautomatik erspart ihm ständiges Nachregeln an Heizung und Lüftung, um seine Wohlfühltemperatur zu halten. ABS und ESP übernehmen in kritischen Fahrsituationen das Bremsen und die Seitenstabilisierung, ehe er überhaupt bewusst reagieren kann. Abstandssensoren verhindern das zu nahe Auffahren und erleichtern das Einparken.

Dieser Komfort für den Fahrer im Pkw heute möglich und selbstverständlich. Betritt der von seinem Auto verwöhnte Fahrer nach der Fahrt sein Haus oder seine Wohnung, muss er heute noch meist wieder selbst handeln: Heizung einstellen, Vorhänge auf- oder zu ziehen, Licht einschalten und so weiter. Verlässt er sein Heim, muss er selbst nachsehen, ob der Herd oder die Kaffeemaschine ausgeschaltet sind, alle Fenster und Türen geschlossen und in allen Räumen das Licht aus ist.

Technikunterstütztes Leben bedeuten neue Chancen und neue Märkte für das Handwerk. Nicht nur, dass in den nächsten Jahren Millionen von Wohnungen altersgerecht umgebaut werden. Hinter dem Begriff technikunterstütztes Leben stehen bauliche Maßnahmen und technische Lösungen, die auch für jüngere Zielgruppen interessant sind, weil sie ganz einfach ihren Wohnkomfort zu Hause verbessern möchten.

Damit ältere Menschen möglichst lange zu Hause ein selbstbestimmtes Leben führen können, werden alleine in Deutschland bis zum Jahr 2022 drei Millionen Wohnungen altersgerecht umgebaut werden müssen. Wichtig, für das Handwerk ist, dass 40 bis 60 Prozent des Umsatzes daraus dem Handwerk und hier insbesondere dem Bau- und Ausbaugewerbe zukommen werden.

Ambient Assisted Living schließt heute daher sowohl den Komfort- als auch den Unterstützungs- und Betreuungsaspekt mittels moderner Technik ein.

Weitere Informationen zum Thema AAL sowie Interessensbekundungen zur Mitwirkung an AAL-Projekten, Informationsveranstaltungen und Arbeitskreisen erhalten Sie bei uns.

Weiteres hierzu auch auf der Themseite Altersgerechte Assistenzsysteme im Handwerk des Handwerkmagazins.